KISS ZUM FÜNFTEN

Es kam wie erwartet: Mit dem Sieg im ersten Sonntagsrennen kürte sich Norbert Kiss zum Europameister der European Truckracing Championship 2023. Es war der dritte aufeinanderfolgende Titel für den Ungarn, der sich als insgesamt fünfmaliger Champion anschickt, Rekordhalter Jochen Hahn an der Spitze abzulösen. Dabei war vor dem souveränen Sieg des Ungarn Unerhörtes passiert: Sascha Lenz hatte den besseren Start erwischt und sich nach der ersten Kurvenkombination an die Spitze des Feldes gesetzt. In diesem Jahr war das eine Novität. Bei allen anderen Läufen, in denen der alte und neue Champion von der Pole Position aus gestartet war, hatte er sofort nach dem Umschalten der Startampel von Rot auf Grün die Führung übernommen. Lenz war also ein echter Coup gelungen – doch angesichts der Form, in der sich Kiss momentan befindet, war klar, dass der die Majestätsbeleidigung nicht lange auf sich sitzen lassen würde. In der zweiten Runde war die gewohnte Hackordnung wieder hergestellt: Der rote MAN vorneweg, der Rest hinterher. In diesem Wettkampf drückte sich die Dominanz des Champions am Ende der elf zu fahrenden Umläufe in einem Vorsprung von über fünf Sekunden aus, den Kiss nach dem anfänglichen Ausrutscher noch herausfuhr. Parallel zum Titelgewinn in der Einzel- wurde auch die Teamwertung vorzeitig entschieden. Die Paarung „Révész & T-Sport“ (Kiss und Albacete) sicherte sich Platz 1 vor den „Bullen von IVECO“ (Hahn und Halm).

Während der Kampf um den Titel angesichts der Überlegenheit des alten und neuen Europameisters auch in diesem Jahr keine Spannung erzeugte und wie gehabt bereits in der vorletzten Runde entschieden wurde, ist für andere Akteure vor dem letzten Rennwochenende in Jarama noch vieles offen. Jochen Hahn festigte in Le Mans mit einer soliden Leistung seinen zweiten Platz, mit 41 Punkten Vorsprung auf Sascha Lenz sollte er in Spanien die Vize-Meisterschaft erfolgreich verteidigen können. Lenz muss dagegen kämpfen, um auf dem Bronzeplatz zu bleiben. Ausgerechnet Lokalmatador Antonio Albacete lauert vor seinem Heimrennen mit nur zwei Punkten Abstand hinter dem Deutschen auf Platz vier. Danach klafft eine größere Lücke, ehe auf den Plätzen fünf und sechs Steffi Halm und André Kursim folgen; auch die beiden Deutschen trennen nur zwei Punkte. Gemeinsam haben sie eine Pechsträhne beim Auftritt auf dem Traditionskurs in Frankreich. Kursims Team kam seit dem Motorwechsel in Most nicht mehr richtig in Schwung, diesmal setzte das Triebwerk beispielsweise beim Start zum Rennen drei aus. Halm, die sich im ersten Championshiprace mit einer tollen Leistung Platz drei erkämpft hatte, wurde im abschließenden Lauf „abgeschossen“ und fuhr in der dritten Runde zurück in die Box, nachdem zuvor eine gerissene Wasserleitung ihren Iveco in einen munteren Springbrunnen verwandelt hatte. 

Es bleibt also spannend vor dem Finale in Jarama.

LE MANS 2023 IN BILDERN

Truck around the clock