HÖHENFLUG VS. FORMTIEF: DIE LÖWEN BRÜLLEN

Eigentlich ist das Wetter immer ein Thema. Auf dem Nürburgring, wo in diesem Jahr für viele Menschen die Welt unterging, und auch in Most, wo in den letzten Jahren die Welt zumindest bildlich gesprochen untergegangen war. Mit Regenfällen, die einen geordneten Rennbetrieb unmöglich gemacht hatten. An diesem letzten Augustwochenende kamen die entsprechenden Nachrichten aus den Ardennen in Belgien, wo die wichtigste FIA-Serie, die Formel 1, aufgrund der Wetterlage etwas fuhr, was zwar offiziell Rennen genannt wurde, aber mit Sicherheit keines war. Regen in Most? Kein Thema für die Teams und ihre Crews oder die angereisten Fans. Sie wollten nur endlich wieder ein einigermaßen normales Rennwochenende erleben, mit vier Wertungsläufen, zumindest ein wenig Fanatmosphäre und hoffentlich möglichst vielen Punkten auf dem jeweiligen Konto. Die Fans waren wieder zugelassen beim zweiten Rennen des Jahres, nur die Teambereiche waren zumindest offiziell tabu für die Truckrace-Fans, unter ihnen wie in früheren Jahren viele Besucher aus Ostdeutschland, die es ja nicht weit haben an die Rennstrecke. Dass es da am Freitag (während der freien Trainingssessions) und am Samstag stellenweise sehr rutschig war und zu einigen Verzögerungen kam, spielte vor diesem Hintergrund keine große Rolle.

Wenig überraschend war an diesem Wochenende in der Tschechischen Republik, dass sich das verschobene Kräfteverhältnis zementierte: Die MAN-Fahrer sind im Moment offenbar nicht zu schlagen. Nicht einmal der Lokalmatador Adam Lacko, der auf dem Autodrom Most wohl schon einige Tausend Runden abgespult hat, vermochte die Konkurrenz mit dem Löwen im Grill einzufangen.  Sofern sich die Konkurrenten nicht doch noch berappeln, dürften Norbert Kiss und Sascha Lenz die Meisterschaft unter sich ausmachen. Der Ex-Champion aus Ungarn war in der Spitzengruppe der eifrigste Punktesammler, wurde aber von den Rennkommissaren eingebremst, weil er wieder einmal zu forsch zugange war. Was ihn den Sieg im zweiten Championshiprace am Samstagnachmittag kostete. Er musste den Pokal für den Sieger nachträglich an André Kursim weiterreichen, der dem immer wieder „anklopfenden“ Kiss bis zur letzten Runde tapfer widerstand und dafür mit einer deutlich rot gefärbten Heckstoßstange zurück ins Paddock kam. Was die Regelhüter wiederum zum Anlass nahmen, dem Verfolger eine Zehn-Sekundenstrafe aufzubrummen, was ihn auf den dritten Platz zurückwarf. Merke: Ein- oder zweimal „Anklopfen“ ist erlaubt, aber dem Vordermann permanent ins Heck zu fahren, kommt bei den Kommissaren nicht gut an.

Das Formtief im Iveco-Lager manifestierte sich am deutlichsten im letzten Championshiprace am späten Sonntagnachmittag: Da überquerte Youngster Lukas Hahn als bester Iveco-Pilot an achter Position die Ziellinie. Vater Jochen war zuvor schon zum zweiten Mal vorzeitig ausgeschieden, der Rekordeuropameister verbuchte einen vierten Platz im dritten Rennen als Top-Resultat. Wobei Hahn in der vorangegangenen Superpole zwar die Bestzeit gefahren, beim Start zum Rennen aber von Kiss ziemlich ruppig abgedrängt worden war. 

Sascha Lenz, der als Führender im Gesamtklassement nach Most gekommen war, stand dreimal auf dem Podest, nach dem abschließenden Rennen sogar ganz oben. Er liegt jetzt drei Punkte hinter Kiss und zwölf Punkte vor dem drittplatzierten Lacko – was nach nur zwei Rennwochenenden schon so etwas wie ein komfortables Polster ist. 

Wenn man so will, war aber ein anderer Youngster noch erfolgreicher als die etablierten Fahrer. Für Teo Calvet ist weniger der Blick in die Gesamtwertung entscheidend (da rangiert er an siebter Position), er hat sich vorgenommen, die Nachwuchswertung zu gewinnen. Im Goodyear-Cup schrammte der junge Südfranzose nur knapp am Maximum vorbei – mit drei Siegen und einem zweiten Platz war der Teamkollege von Adam Lacko besser als Shane Brereton. Der Brite ist zwar ein alter Hase im Renngeschäft, da er aber 2019 in der ETRC pausiert hat, darf er nach den Regularien wieder um den Sieg in diesem Cup kämpfen. Mit sechs Punkten liegt Calvet jetzt in Front, auch hier dürfte es also ein Duo sein, das die Top-Position unter sich ausmacht. Jamie Anderson liegt ebenso wie die deutschen Fahrer Steffen Faas und Clemens Hecker schon deutlich zurück.

 

 

 

 

 

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