Nur die Champions müssen nicht mehr kämpfen

Ein veritabler Crash, verbissene Kämpfe um jeden Punkt, ein südländischer Zeitplan mit erheblichen Verspätungen und am Ende eine schöne Abschlussgala: das war das Ende der Rennsaison 2018. Doch der Reihe nach. Während die Titelentscheidungen ja schon am Vorwochenende in Le Mans gefallen waren, waren „hinter“ den neuen Meistern noch größere Verschiebungen möglich. Vielleicht deshalb starteten einige der Racer etwas überambitioniert in den Kampf um die letzten Punkte des Jahres. So kam es schon im ersten Championshiprennen zu einem gewaltigen Crash, bei dem die Trucks von Norbert Kiss (der nach Meinung der Stewards den Zündfunken gelegt hatte), Frankie Vojtisek, Andre Kursim und Anthony Janiec in Mitleidenschaft gezogen wurden. Antonio Albacete kam aus eigener Kraft wieder aus dem Kiesbett. Aufgrund der daraus resultierenden Verzögerung (und einer weiteren Red-Flag-Unterbrechung in einem Support-Rennen) wurde der zweite Lauf des Tages bei untergehender Sonne gestartet. Die Sieger des ersten Tages: ein souveräner Jochen Hahn und René Reinert, der zum Saisonende in starker Form fuhr. 

Auch am zweiten Tag waren auf den Punkterängen hinter dem fünffachen Champion Hahn noch Platzwechsel möglich. Am Ende verteidigte Adam Lacko seinen zweiten Platz im Gesamtklassement erfolgreich gegen Lokalmatador Antonio Albacete, dem diesmal vor seinen Fans der ganz große Erfolg versagt blieb – er musste sich auf seiner Hausstrecke zweimal mit dem zweiten Rang hinter Hahn begnügen. Der zeigte sich bei der Abschlussgala hoch zufrieden mit dem fünften Titelgewinn – seine launige Ankündigung, jetzt um den sechsten Titel zu fahren, dürften bei den schnellsten Konkurrenten nicht zwingend als freudige Nachricht angekommen sein. Allerdings haben sich einige Kollegen zumindest vorgenommen, Hahn dieses Vorhaben so schwer wie möglich zu machen. Als nicht mehr ganz geheimer Geheimtipp wird beispielsweise Sascha Lenz gehandelt, der in diesem Jahr ein seltenes Kunststück fertiggebracht und sich dank dieser konstanten Leistungen am Ende noch vor Ex-Champion Norbert Kiss auf den vierten Platz geschoben hat: Lenz kam in sämtlichen Championshiprennen in die Punkteränge. Er selbst gibt sich bescheiden: „Mal sehen, was bis nächstes Jahr passiert. Da habe ich momentan noch keine Ziele. Jetzt müssen wir zuerst einmal mit den Sponsoren reden, und wenn das ideal läuft, können wir vielleicht einen neuen Truck bauen.“ 

Titel weg, aber trotzdem zufrieden: Adam Lacko erinnert in seiner Saisonbilanz an den Auftakt in Misano, wo er aufgrund eines kurz zuvor erfolgten medizinischen Eingriffs stark gehandicapt war. Erst ab dem dritten Lauf war er wieder in akzeptabler Form – aber angesichts der Leistungsdichte war es schwierig, verlorenes Terrain gut zu machen. „Zudem war Jochen in diesem Jahr in bestechender Form und hatte einen super Truck. Ich bin Zweiter geworden, das ist für mich perfekt,“ gab der Tscheche in Jarama zu Protokoll.

Steffi Halm hätte man vielleicht ein wenig weiter vorne erwartet, auch sie selbst hatte sich insgeheim Platz drei erhofft. Die einzige Fahrerin im Starterfeld rangiert in der Abschlusstabelle auf Platz sechs. Aber Halm erinnert daran, dass ein Wechsel auf ein neues Fabrikat und in ein neues Team einfach Anlaufzeit benötigt, ehe alleseinigermaßen rund läuft. „Mit dem Team hat das sehr gut geklappt, aber die mussten sich auch erst an mich gewöhnen. Wir haben viel gelernt in dieser Saison und jetzt von allen Rennstrecken gute Werte für das jeweilige Set up. Ich hoffe, dass uns diese Basis hilft, im nächsten Jahr noch weiter nach vorne zu kommen.“

Erwin Kleinnagelvoort, am Freitagabend bei der speziellen Preisverleihung von Bernau-Mechaniker Philipe „Casino“ Lemiere als „pures Amateurteam“ bezeichnet, hatte in der zu Ende gegangenen Saison auch keinen Grund zu klagen: „Dass unser Motor leistungsmäßig unterlegen ist, wissen wir ja. Aber wir hatten in diesem Jahr keine größeren Probleme mit dem Triebstrang oder mit Unfällen, daher bin ich ganz zufrieden.“

LE MANS 2018 IN BILDERN