OHNE ROT

Kaum zu glauben, aber trotz der „Bullenhitze“ behielten die Protagonisten der Truck Racing-Europameisterschaft auch auf dem Slovakiaring einen kühlen Kopf. Zumindest so kühl, dass die Streckenposten die roten Flaggen während des ganzen Wochenendes nicht ein einziges Mal benötigten. (Was übrigens auch schon zwei Wochen zuvor auf dem Nürburgring so war – bemerkenswert, denn einen Truck Grand Prix ohne Rennabbruch gab es schon lange nicht mehr.) Keine roten Flaggen, aber trotzdem ging es in den vier Rennen ordentlich zur Sache. Denn die Leistungsdichte scheint in dieser Saison noch einmal einen Tick höher geworden zu sein, was sich nicht zuletzt an der Tatsache ablesen lässt, dass es an den vier Wochenenden der Saison noch nicht einmal einen „Überflieger“ gegeben hat, der das komplette Wochenende dominiert hätte. Gut, Jochen Hahn ist noch der konstanteste Fahrer, er sammelt auch in der Slowakei wieder fleißig Punkte und steuert wohl auf seinen nächsten Titelgewinn zu. Doch in den vier Rennen gab es vier verschiedene Gewinner und immer wieder neue Gesichter auf dem Podium. Antonio Albacete, Shane Brereton, Hahn und der halbe Lokalmatador Norbert Kiss (in der Gegend um den Ring wohnen viele ungarischstämmige Slowaken) setzten sich in jeweils einem Wertungslauf gegen die Verfolger durch. Unangefochten waren die Siege in keinem Fall: Albacete und Brereton hatten Jochen Hahn über die gesamte Renndistanz auf Tuchfühlung am Heck, Adam Lacko wiederum kam in Rennen drei nicht einmal eine halbe Sekunde hinter Hahn ins Ziel und Kiss musste zuerst einmal René Reinert niederringen, ehe er die Spitze übernehmen und sich in den verbleibenden Runden noch deutlich absetzen konnte. Außerdem wurden an diesem Wochenende noch Steffi Halm, Sascha Lenz sowie André Kursim auf das Siegerpodest gebeten. Hinter den jeweils siegreichen Akteuren schenkten sich die Akteure auch nichts, zum Teil fuhren sie viele Runden lang wie aneinandergekoppelt um den mit einer Streckenlänge von 5922 Metern bei weitem längsten Ring, auf dem die Serie gastiert.  

 Für Halm war der Bronzeplatz am Sonntag ein kleiner Trost für den erneut „verpechten“ ersten Renntag, Lenz hatte bis dato auch nicht gerade eine Glückssträhne und Youngster Kursim freute sich über den ersten Podiumplatz mit neuem Truck und neuem Team, er wurde im abschließenden Lauf Dritter. 

Fazit nach der ersten Saisonhälfte: Der aktuelle Europameister Adam Lacko ist noch nicht richtig in Schwung gekommen, Antonio Albacete fährt überraschend stark (er konnte sich in der Slowakei aber nur über einen gelungenen ersten Tag freuen, am zweiten funktionierte die Abregelung der Höchstgeschwindigkeit nicht richtig und verdarb ihm den Tag), Steffi Halm hätte man vielleicht etwas stärker eingeschätzt, wobei sie sicher auch zu den Pechvögeln gehört und Jochen Hahn hat sich mit seinen diversen Siegen und Top-Platzierungen in die Favoritenrolle gefahren. Jetzt gehen die Truck-Racer und ihre Teams erst einmal in die wohlverdiente Sommerpause, die zweite Saisonhälfte wird zum Monatswechsel August/September in Most eingeläutet. 


Fotos: Richard Kienberger / Karel Sefrna

SLOVAKIARING 2018 IN BILDERN