Lenz, Hahn, Kiss, Lacko: Vier Rennen, vier Sieger

Vier Rennen, vier glückliche Sieger: Es kommt noch vor in der Truckrace-Europameisterschaft (zum Beispiel am Nürburgring), hat aber einen gewissen Seltenheitswert. Denn Top-Titelfavorit Norbert Kiss hat an allen anderen Rennwochenenden dieses Jahres mindestens zwei der jeweils vier Championshiprennen für sich entschieden. In der sechsten Runde im belgischen Zolder musste der Ungar im Auftaktrennen allerdings dem aktuellen Vize-Champion Sascha Lenz den Vortritt lassen. Der Deutsche hatte Kiss beim Start versetzt und dann alle Attacken souverän abgewehrt. Und nachdem beide im MAN-Lager fahren, blieb die Brechstange im Werkzeugkoffer. 

Jochen Hahn kam in diesem Rennen nicht so recht in Fahrt, ob am Ende aber mehr als der achte Platz möglich gewesen wären, sei dahingestellt. Vielleicht war es ja ein „taktischer“ achter Platz, der dem Rekordmeister die Möglichkeit eröffnete, im zweiten Rennen von der Pole Position aus ins Kampfgetümmel zu starten. Danach zeigte sich zwölf Runden lang ein ganz anderer Jochen Hahn, der die Führung mit fast zwei Sekunden Vorsprung auf Kiss souverän ins Ziel brachte. Mindestens ebenso glücklich war André Kursim, der sich und sein Team nach dem völlig vergeigten Wochenende in Most mit einem dritten Platz versöhnte. Im Rennen musste Kursim zwar Norbert Kiss passieren lassen, doch dem Dauerdruck des Tschechen Adam Lacko widerstand der Fahrer des Teams Don’t Touch Racing erfolgreich. 

Am Sonntagmorgen – bei dann wieder gutem Wetter – machte Seriensieger Kiss das, was man momentan von ihm gewohnt ist: Er schnappte sich mit einem Vorsprung von sechs Zehntelsekunden die Pole Position vor Jochen Hahn und ließ dem Sieg im Qualifying einen Start-Ziel-Sieg im Rennen folgen. Ziemlich einsam spulte Kiss in seinem roten MAN die zwölf zu fahrenden Runden ab, am Ende betrug sein Vorsprung auf die Podiumskollegen Hahn (Zweiter) und Lenz knappe sechs bzw. siebeneinhalb Sekunden.

Im letzten Rennen des Wochenendes gab es noch einmal ein munteres Plätzetauschen. Kursim und Shane Brereton, die von der ersten Reihe aus gestartet waren, wurden nach einigen Runden „durchgereicht“. Das Duo konnte sich aber bis zum Ende des Laufs wieder auf Platz fünf und sechs vorarbeiten. Die Buggyra-Crew empfing ihre beiden Fahrer Adam Lacko und Teo Calvet im Ziel buchstäblich mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Lacko hatte sich mit einer starken Leistung an die Spitze gekämpft und das Championshiprennen gewonnen, Youngster Teo Calvet war ständig auf Tuchfühlung mit seinem Teamkollegen, doch kurz vor Ende des finalen Laufs löste sich sein linker Vorderreifen in seine Bestandteile auf. Im Schritttempo rollte der Franzose auf der Felge zurück in die Pit Lane. „Es war dieses Mal kein Unfall, sondern etwas, das auf der Strecke lag“, berichtete der enttäuschte Franzose, der zuvor in der Nachwuchswertung Promoter’s Cup zweimal ganz oben auf dem Treppchen gestanden war.

Und dann war da noch die einzige Fahrerin im Starterfeld. Bei Steffi Halm lief es ja in den letzten Runden nicht wirklich gut. Doch beim Plätzetauschen hatte sie diesmal neben viel Kampfgeist auch die nötige Portion Glück und wurde mit einem Bronzepokal belohnt. „Geht doch“, meinte ein Mitglied ihres Teams im Ziel (unter anderem).

Das dicht gepackte Herbstprogramm der Truckracer geht am übernächsten Wochenende mit den 24 heures Camion in Le Mans weiter. Wenn nicht etwas Unvorhergesehenes passiert, dürfte Norbert Kiss schon dort seinen nächsten Titel feiern, nach Zolder beträgt sein Vorsprung auch Jochen Hahn 68 Punkte. Am Wochenende darauf steht dann das Finale in Jarama (Spanien) im Kalender.

 

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